Gutes Ende und guter Anfang: Im September hat Herbert Hauser (rechts) den Familienbetrieb an Marius Bode (links) übergeben. Damit geht für den Handwerksunternehmer eine lange Suche zu Ende und für den früheren Manager ein großer Wunsch in Erfüllung. Foto: Handwerkskammer Konstanz.
Handwerkskamer Konstanz
Gutes Ende und guter Anfang: Im September hat Herbert Hauser (rechts) den Familienbetrieb an Marius Bode (links) übergeben. Damit geht für den Handwerksunternehmer eine lange Suche zu Ende und für den früheren Manager ein großer Wunsch in Erfüllung. Foto: Handwerkskammer Konstanz.

Der lange Weg zum perfekten Übergang

Die CNC-Hauser GmbH in Villingen-Schwenningen hat einen Nachfolger gefunden ¿ Neustart im Handwerk

An seine erste CNC-Maschine erinnert sich Herbert Hauser noch genau. „Zwei Tage lang hat die keinen Zucker gemacht, bis ich sie ans Laufen gebracht habe.“ 27 Jahre ist das her. Im Kellerraum einer Uhrenfabrik hatte der gelernte Werkzeugmacher zusammen mit einem Mitarbeiter damals losgelegt. „Ich bin einfach ins kalte Wasser gesprungen“, sagt er. Heute ist die CNC-Hauser GmbH in Villingen-Schwenningen ein florierendes Unternehmen mit 1.500 qm Produktionsfläche, 20 Mitarbeitern und Produkten, die weltweit zum Einsatz kommen. Eine typische Erfolgsgeschichte aus dem Handwerk. Vor allem aber eine Geschichte, die fortgeschrieben wird. Dafür hat Herbert Hauser gesorgt und einen Nachfolger gefunden, der den Sprung ins kalte Wasser ebenfalls nicht scheut: Marius Bode, begeisterter Triathlet und seit September der neue Chef bei CNC-Hauser.

„Anything is possible – alles ist möglich“, steht auf Bodes Erinnerungsstück an den Ironman, den legendären Wettbewerb der Ausdauerathleten. Langer Atem war für den 43-Jährigen auch beim Weg in die Selbständigkeit gefragt. Nach einer Offizierslaufbahn bei der Bundeswehr und einem Wirtschaftsingenieurstudium hatte er im Management international tätiger Konzerne gearbeitet, wollte aber irgendwann etwas Eigenes auf die Beine stellen, selbst gestalten können, näher dran sein an den Menschen, den Produkten, den Maschinen. „In Konzernen ist man eine Nummer unter vielen. Und auf gewissen Hierarchieebenen geht es nur noch darum, sich selbst voranzubringen. Im eigenen Unternehmen steht man ganz anders in der Verantwortung. Und mir macht es Spaß, Verantwortung zu übernehmen“, sagt er.
Eineinhalb Jahre hat der gebürtige Freiburger nach dem passenden Unternehmen gesucht, vom Rheinland bis in den Schwarzwald verschiedene Betriebe unter die Lupe genommen, mit Vermittlern geredet und sich nicht selten über dürftige Exposés gewundert: „Es ist merkwürdig, wie viele Unternehmer den Verkauf komplett aus der Hand geben. Dabei hängt so viel davon ab“, sagt Marius Bode.

Umgekehrt hat auch Herbert Hauser bei der Suche nach einem geeigneten Nachfolger so seine Erfahrungen gemacht. Mit 55 habe er das erste Mal über einen Verkauf nachgedacht, erzählt er. Seine Söhne, obwohl sie beruflich durchaus in die Fußstapfen des Vaters getreten sind und der Älteste mittlerweile mit im Betrieb ist, konnten sich für eine Selbständigkeit nämlich nicht erwärmen: „Mein Sohn sagte damals: So viel wie Du will ich nicht arbeiten. Aber Unternehmer ist man eben 24 Stunden am Tag“, sagt der 61-Jährige. Damit kam nur ein externer Übernehmer in Betracht. Konkret wurde es dann vor vier Jahren, als Hauser mithilfe verschiedener Berater erstmals seine Fühler nach potenziellen Käufern ausstreckte, ganz diskret natürlich, um bei Kunden und Mitarbeitern keine Verunsicherung aufkommen zu lassen.
Interessenten gab es dann durchaus, doch deren Geschäftsgebaren entsprach ganz und gar nicht Hausers Vorstellungen. „Wenn immer neue Forderungen gestellt werden, bekommt man Zweifel an der Ernsthaftigkeit“, sagt er. Der Unternehmer wartete also ab – bis ihn Marius Bode kontaktierte.

„Die Chemie hat von Anfang an gestimmt“
Anfang März diesen Jahres trafen sich der Handwerksunternehmer und der Mann aus der Industrie zum ersten Mal. Bei Butterbrezeln seien sie ins Philosophieren gekommen, erzählt Bode. Und hätten dabei schnell gemerkt, dass ihre Auffassungen vom Unternehmerdasein in einem Familienbetrieb wie der CNC-Hauser GmbH ganz ähnlich sind Da gehe es um Verantwortung den Mitarbeitern gegenüber, um Verlässlichkeit für Kunden, um moderates Wachstum der Firma, kurz: um langfristige Ziele, nicht um den schnellen Gewinn. „Die Chemie hat von Anfang an gestimmt“, bestätigt Hauser.

Verhandeln mussten sie daher nicht lange: „Man muss einen Kaufpreis verlangen, den der Nachfolger auch stemmen kann. Das heißt nicht, dass man etwas verschenken muss, aber man sollte der Realität ins Auge blicken“, sagt der bisherige Firmenchef dazu. „Man darf nicht anfangen, um 20.000 oder 30.000 Euro zu feilschen, schließlich geht es um die nächsten 20 Jahre. Ich wusste, dass ich hier eine tolle Basis bekomme, auf der ich aufbauen kann“, sagt der Nachfolger.

„Man muss sich selbst ein Bild machen können“
Davon musste Marius Bode jetzt nur noch die Banken überzeugen und dabei war sein ganzer Sportsgeist gefragt: „Die staatlichen Banken sind gut aufgestellt und kooperativ. Schwierigkeiten machte die Risikobewertung bei der Hausbank. Das ist eine Hürde, die man überwinden muss. Das war ein ziemlich guter Belastungstest.“ Hilfreich in diesem Prozess war das Wertgutachten, für das sich Bode an die Handwerkskammer Konstanz gewandt hatte. „Man muss sich selber ein Bild machen können und darf sich nicht nur auf Berater verlassen. Wenn ich meinen Businessplan nicht selbst schreiben und das Unternehmen nicht bewerten kann, sollte ich die Finger davon lassen. Und dann sollte man damit zu unabhängigen Institutionen wie den Kammern gehen“, so der Rat des frischgebackenen Firmenchefs an alle, die es ihm gleichtun wollen. Viel Zeit müsse man auf alle Fälle einplanen, selbst wenn sich beide Parteien so schnell einig würden wie bei ihm und Herbert Hauser.

Auch der ist im Nachhinein froh, sich frühzeitig auf die Suche gemacht zu haben und das ganz ohne Druck. Denn um seine Altersvorsorge hatte sich der erfahrene Unternehmer schon längst gekümmert: „Ich kann jüngeren Kollegen nur raten, dieses Thema nicht auf die lange Bank zu schieben, sondern von Anfang an in die Altersvorsorge zu investieren. Nur so konnte ich in aller Ruhe überlegen und entscheiden“, sagt er.
Jetzt, wo er sein Lebenswerk in guten Händen weiß, falle ihm auch das Loslassen nicht mehr schwer. Zurzeit ist er allerdings noch voll mit im Betrieb und steht dem Nachfolger zur Seite: „Damit sorgen wir für Kontinuität. Das ist bei den Mitarbeitern genauso wichtig wie bei den Kunden“, sagt Hauser. So langsam freue er sich auch auf die nächsten Schritte: Die werden ihn nämlich nach Südtirol führen, „einmal eine ganze Woche wandern. Das ging früher nie.“ Auch Marius Bode ist sich sicher: „Das war genau der richtige Schritt für mich. Das Eigene zu machen das ist ein ganz anderes Gefühl.“

Weiterführende Informationen zum Thema Betriebsübergabe finden Sie unter www.hwk-konstanz.de.