Handwerk in Formvollendung: Andreas Knoblauch von der traditionsreichen Kunstgießerei Strassacker ist einer der Meisterschüler, die die Prüfung jetzt mit - im wahrsten Sinne des Wortes - glänzendem Ergebnis abgeschlossen haben. Davor lagen viele Stunden Feinstarbeit am Meisterstück.
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Handwerk in Formvollendung: Andreas Knoblauch von der traditionsreichen Kunstgießerei Strassacker ist einer der Meisterschüler, die die Prüfung jetzt mit - im wahrsten Sinne des Wortes - glänzendem Ergebnis abgeschlossen haben. Davor lagen viele Stunden Feinstarbeit am Meisterstück.

Glänzende Meisterstücke

Graveure und Metallbildner bestehen ihre Meisterprüfung

Vom Kupferdolch, der vor 10.000 Jahren als Grabbeigabe diente, bis zu den goldenen Plaketten mit den eingravierten menschlichen Gestalten, die mit den Pioneer-Sonden irgendwo im Weltall schweben: Metall hat die Geschichte der Menschheit geprägt – und Menschen das Metall. Graveure, Ziseleure, Metalldrücker und Gürtler heißen die Handwerker, die dem harten Stoff seine schönsten Seiten abgewinnen können. Welche Faszination diese Berufe heute noch ausüben, war bei ihrer Meisterprüfung in der Bildungsakademie Rottweil zu erleben: Acht junge Handwerkerinnen und Handwerker stellten sich dort der Herausforderung, Geschichte und Gegenwart zu verbinden und Metall nach eigenen Entwürfen in vollendete Formen zu bringen.

Techniken mit Geschichte

Wenn Graveure oder Metallbildner – zu denen die Ziseleure, Metalldrücker und Gürtler zählen – von ihrer Arbeit berichten, klingen Jahrhunderte Kulturgeschichte mit: Vom „Guillochieren“ ist da etwa die Rede, dem Anbringen feinster verschlungener Ornamente, benannt nach dem französischen Wort für ein Gravierwerkzeug. Oder vom „Damaszieren“, bei dem Arabesken in geschliffene Metalloberflächen geätzt werden, so dass sie an den einst aus Asien via Damaskus nach Europa importierten Damaszenerstahl erinnern.

Doch nicht nur Orient und Okzident, Tradition und Moderne treffen in diesen Berufen aufeinander. Es kommt auch auf die eigenen Ideen an – und gerade in Sachen Kreativität konnten die Meisterschülerinnen und Meisterschüler, die aus ganz Deutschland zur Prüfung angereist waren, punkten. Von der Silberdose mit eleganten Verzierungen über eine aus Kupfer gedrückte Bonboniere und einen kunstvoll gefertigten Prägestempel aus Messing bis hin zu Bronzeskulpturen nach antiken Vorbildern reichte das Spektrum der eingereichten Meisterstücke.

Viele Stunden Arbeit stecken in diesen Kostbarkeiten. Sogar Werkzeuge werden teilweise eigens für bestimmte Effekte und Arbeitsschritte angefertigt. Am Ende der Prüfung ist klar: Die Mühe hat sich gelohnt. „Es war ein ganz herausragender Jahrgang“, lobt Horst Werner Keck die angehenden Meisterinnen und Meister.

Eldorado für Kunstfreunde

Der Konstanzer ist Obermeister der Galvaniseur-, Graveur- und Metallbildner-Innung Baden und hat als Prüfer schon viele junge Kollegen auf dem Weg zum Meistertitel begleitet. Inzwischen findet nur alle zwei Jahre eine Meisterprüfung statt. Auch die rund 30 Ausbildungsbetriebe seiner Innung würden sich mehr Nachwuchs wünschen: „Die Berufe sind viel zu wenig bekannt. Dabei haben sie so viel zu bieten“, sagt Keck.

Gut zeichnen können sollten Jugendliche, die über eine Ausbildung zum Graveur oder Metallbildner nachdenken. Auch räumliches Vorstellungsvermögen und mathematische Fähigkeiten sind von Vorteil. Ein wahres Eldorado sind diese Gewerke für alle, die sich für Kunstgeschichte interessieren. Stilkunde, Typographie, Kalligraphie und sogar Heraldik, die Kunst, ein Wappen zu gestalten, stehen beispielsweise mit auf dem Ausbildungsplan.

Begehrte Trophäen

Letzteres nicht zuletzt deshalb, weil Adelshäuser zu den besten Kunden der Graveure und Metallbildner gehören. Aber auch bei sonstiger Prominenz sind die Objekte aus Meisterhänden höchst begehrt. Der Bambi zum Beispiel, der älteste deutsche Medienpreis, den der Burda-Verlag alljährlich verleiht, ist eigentlich ein Handwerksprodukt: Seit 1958 wird das Reh in vergoldeter Bronze nämlich von der Kunstgießerei Strassacker im schwäbischen Süßen hergestellt. Doch egal, ob kussechte Trophäe oder familiäres Erbstück: Das Schönste am Beruf, findet Graveurmeister Horst Werner Keck, sei es doch, dafür sorgen zu können, dass schöne Erinnerungen nichts an Glanz verlieren – und das für lange, lange Zeit.