Markus Moser, Ausbilder für Kfz an der Bildungsakademie Singen, mit einem Auto.
HWK KN

ElektromobilitätKfz-Lehrmeister Markus Moser wirft einen Blick in die Zukunft

Das Wort „Elektromobilität“ ist in aller Munde. Können Sie für Fachfremde diesen Begriff entschlüsseln?

Unter einer reinen Elektromobilität versteht man das vollelektrische Fahren eines Pkws. Im Gegensatz zu einem Hybrid-Fahrzeug, das einen Verbrennungsmotor sowie einen Elektromotor besitzt, der auch einen Verbrennungsmotor unterstützt. Aufgrund der steigenden Kraftstoffpreise und der Gesetzgebung, die einen kontinuierlichen Rückgang der CO2-Emissionen fordert, sind in den Fahrzeugen verstärkt alternative Antriebe gewünscht. Die Fahrzeuge werden heutzutage eingeteilt in Micro Hybrid, Mild Hybrid, Full-Hybrid, Plug-In Hybrid, Range-Extender-Fahrzeuge und klassische Elektrofahrzeuge.

Werfen Sie einen Blick in die Zukunft der Elektromobilität. In welche Richtung entwickelt sich das Thema Ihrer Meinung nach?

Wenn Sie mich nach den Lottozahlen, die am Wochenende kommen, fragen, kann ich das gleiche zur reinen Elektromobilität sagen. Eine Glaskugel, die mir das vorhersagt, habe ich nicht. Nach Elon Musk, dem Tesla-Gründer, ist die Zukunft elektrisch. Zur Elektromobilität gehören natürlich nicht nur Pkws, sondern unter anderem auch Lkws. Es wird nicht so schnell gehen, auf einen Lkw-Parkplatz eine 1MW-Stromleitung zu legen, um Lkws und Pkws zu laden. Schauen wir hier auf Stockholm. Die Schweden haben seit langem die Elektromobilität gefördert. Bei sehr vielen Elektrofahrzeugen ist es natürlich essenziell, die Infrastruktur anzupassen. Von einem großen Fahrzeughersteller ist mir aber auch schon bekannt, dass sie wieder am überlegen sind, aus der Elektromobilität auszusteigen, bzw. den Umstieg auf reine Elektrofahrzeuge gar nicht vorzunehmen.

Welchen Anteil hat die Elektromobilität schon jetzt in der Aus- und Weiterbildung?

Im Jahr 2013 hat sich Ausbildungsverordnung für den Kraftfahrzeugmechatroniker verändert. Seit dieser Zeit sind in die Ausbildung die Hochvoltausbildung und damit einhergehend die Elektromobilität mit aufgenommen worden.

Was bedeutet das für die Teilnehmenden? Was hat sich in der Ausbildung geändert im Vergleich zu Ihrem Start als ÜBA-Leiter?

Als ich 2008 als Lehrmeister angefangen habe, konnte ich noch handwerklicher arbeiten. Ich habe noch Bleche geformt und verändert. Außerdem hatte ich jeweils eine Woche Zeit, um Diesel- und Benzinmotoren zu erklären. Heute rede ich in der Ausbildung von Lehrlingen fast nicht mehr über Verbrennungsmotoren. Mein Schwerpunkt liegt in Grundlagen der Kfz-Elektrik, Datenbus- und HV-Ausbildungen und die Fehlersuche in allen Systemen. Meine Hauptarbeitsmittel sind Multimeter, die Oszilloskope und natürlich nicht zu vergessen die Stromlaufpläne der Hersteller.

Wie sehen die Berufsprofile von Kfz-lern heute aus?

Der Beruf des Kfz-Mechatronikers verändert sich wegen der neuen technikbepackten Fahrzeuge, gerade in Bezug auf E-Mobilität, sehr schnell. Ich kann mich noch an meine ersten Schulungen 2015 mit Lehrlingen erinnern, als ich ständige Diskussionen hatte, dass diese Technik niemals kommen wird. Heute bekomme ich von diesen Diskussionen nichts mehr mit, die Technik ist da. Der ehemalige Daimler-Benz-Vorsitzende Dr.-Ing. Dieter Zetsche hatte einmal gesagt, dass das Auto sich in den kommenden zehn Jahren rasanter weiterentwickeln wird als die letzten zurückliegenden 100 Jahre; ich glaube das sagt viel aus. Die Industrie entwickelt gerade neue Datenbusse, um das autonome Fahren voranzutreiben, das beinhaltet auch sehr viele Fahrerassistenzsysteme, die in Zukunft auf dem Lehrplan stehen werden. In Bezug auf unsere zukünftigen Antriebe werden wir wohl in absehbarer Zeit noch Wasserstoff bekommen. Ich vermute, dass ich bis 2035 noch alle Arten von Antrieben sehen werde, Benzin, Diesel, Gas, Elektro, Wasserstoff. In Zukunft werden wir dann nur noch über Mobilität reden.

Was üben Sie aktuell in der überbetrieblichen Ausbildung mit den Lehrlingen?

Das Wichtigste, was die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach der „ÜBA“ können sollten, ist, die Spannungsfreischaltung vom HV-System, um ein Fahrzeug zu sichern. Außerdem wichtig ist der richtige Umgang mit PSA, wie es in der DGUV 209-093 gefordert wird. Die Lehrlinge lernen zudem, welche Aufgaben Bauteile in der Fahrzeugtechnik übernehmen. Weiterhin suchen sie Fehler in den Systemen und lernen, was beim Aus- und Einbauen von Bauteilen zu beachten ist; ganz wichtig ist hier die Potentialausgleichsmessung. Ich habe seit langem auch schon eine Brennstoffzellen-Attrappe in der Werkstatt, damit ich die Funktionen der Brennstoffzelle erläutern kann.

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